G.O.D. Geschichten

Ethnologische Feldstudie010

Forschungsobjekt: Reelle/ Latente Räume und ihre Wirklichkeitsverschränkungen innerhalb und ausserhalb derAlpha-Simulationen
Methode: Testsimulationen mit dekonstruktivistischer Fragmentalspiegellung

Fraktal:G.O.D.GEN.//Fragment:Ade-RaissaGEN.-001

Traumsequenz1:DieSemesterferien2010/2011:

Einst träumte ich, ich wäre ein Kind mit Namen Don- Ebko. Dieser Junge lebte im Körper eines Mannes. Bei ihm war ein lustiger kleiner galaktischen Wind mit rausgestreckter Zunge. Gemeinsam spazierte ich durch Bern und traf auf einen indisch anmutenden Wahrsager. Wir unterhielten uns eine Zeit. Er erzählte mir dieses und jenes und versetzte, besonders den kleinen Jungen in mir, mit Allerlei, ins Staunen. Er erriet das Geburtsdatum und die Lieblingsblume und natürlich erzählte er mir von der großen Liebe und den Möglichkeiten, die die Zukunft zu bieten hat. Noch ganz beeindruckt von diesem Gespräch und in einem regen inneren Polylog gefangen spazierte der Mann, der wir waren, durch die Stadt und kamen zu einer kleinen hölzernen Brücke, die über die Aar führte. Auf dem Scheitelpunkt der Brücke kreuzte ein Schmetterling meinen Weg. Und mit dem nächsten Wimpernschlag war die Welt eine komplett andere und die Dunkelheit des Schlafes zog mich in ihre Tiefen.

Traumsequenz 2:Sommer 2014:

Erneut erwachte ich im Traum, in diesem, meinem Körper. Doch war der Körper älter geworden. Es musste einige Zeit vergangen sein. Der Mann hatte weder die große Liebe gefunden, noch eine Bestimmung/ Lebensaufgabe oder einen Job der ihn ausfüllte oder antrieb. Ganz im Gegenteil, der Mann, er war rastlos geworden und auch etwas verzweifelt. Er hatte das Studium wegen eines Sowohl-zu-viel-als-auch-zu-wenig-Ungleichgewichts und der sich daraus ergebenen Erschöpfung abgebrochen.

Kopfchaos, AdhS- Burn-out-Depressionens-Dings-Bums.

Nach einer Zeit ohne eigene Wohnung und ohne Atelier aber mit der Hilfe von lieben Menschen, die ihm genauso lieb hatten und schätzten wie er war, war er in die Rotweinstadt, in der Nähe von Mainz gezogen.
Eigentlich hatte er es schön. Er arbeitete ein paar Stunden im Biomarkt um die Ecke, malte, machte ausgedehnte Spaziergänge am Rein und in den Weinbergen und wohnte mit zwei wunderbaren Menschen und einem lustigen Hund in einem knuffig, kleinem Häuschen mit Garten.
Trotzdem, es lag ein Schatten auf diesem Sein, auf ihm. Auf mir? War es mein Schatten? Oder war es der Schatten einer biologisch/ sozialen Uhr, die anklopfte, und immer energischer darauf hinwies, dass man doch endlich mal eine langfristige Beziehung eingehen und an Familienplanung denken müsse, da dieser Körper ja nun auch nicht für die Ewigkeit konfiguriert wurde.

Irgendwie war alles undefiniert und festgefahren. Und so dachte der Mann, einem inneren Impuls der Hoffen folgend, ich brauche jetzt eine Veränderung, ein Befreiungsschlag: „ Neuer Job. Neue Stadt. Neue Leute. Neues Glück?“
Also zog er um, um eine Ausbildung zum Krankenpfleger zu beginnen und selbstverständlich auch vernünftig und sesshaft zu werden.
Er lud den gesamten Krempel in ein Auto und fuhr zu meiner neuen Wohnstätte.

Er eierte gerade mit einem Bücher-Karton Richtung Haustür als sie an mir vorbei huschte. Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Augen, Welten berührten sich und Wirklichkeiten dehnten sich in mir aus.
Dieser Augenblick setze in mir eine Gefühlskaskade in Gang und ich konnte mich wieder erinnern.

„Im aufgespannten Pfauenkleid des „Träumers“, werden sich unsere Augen einst getroffen haben, liebevoll in Ewigkeit. Das Licht des Ur-Einen erfasste unser Sein und erhoben uns auf Photons Schwingen bis ans Ende der Zeit. In diesem Augenblick, ohne Schatten und Konturen begannen wir durch unsere Herzen zu atmen und verschmolzen zu diesem Odem.“

„Aus den unergründbaren Tiefen des Universums, das sich in ihren leuchtend dunklen Augen widerspiegelte, tauchte ich wieder auf und erwachte zurück zu mir.“
Es waren erst wenige Wochen her als mich, im Rahmen eines psychedelischen Gebetes, diese Vision, aus einem unlängst vergessenen Sein, ereilte.

Das Antlitz ihrer mandelförmigen Augen versetzte mich zurück in jenen tropischen Garten meiner Erinnerungen, als wir noch zusammen waren. Eng umschlungen, uns liebkosend, standen wir an einer steinernde Pforte. Noch pulsierten unsere Herzen im Gleichklang, während die Schatten länger wurden und die Sonne hinter den Pyramiden verschwand und ihren Weg ins Jenseits antrat.

Ich war sofort in ihrem Bann, wollte sie kennen lernen, lernte sie kennen, wir trafen uns, trafen uns öfter und redeten lang, lachten und staunten, auch wenn die Sprache uns oft im Wege stand. Sie sprach English, Französisch und auch ein bisschen Deutsch. Leider beruhen meine Sprachkenntnisse der englischen Sprache mehr auf Intuition als auf Sprachverständnis und Vokabeln.

Und so blieben wohl viele Gedanken und Erklärungen unausgesprochen, unverstanden oder gar missverstanden.
Sie kam aus Kamerun aus der Nähe von Bafoussam. Sie erzählte mir, dass ihr Volksstamm, vor vielen Generationen aus Ägypten ausgezogen sei und sich in Kamerun niedergelassen hatte.
Man könne dies noch heute an den spitzförmigen Dächern der traditionellen Häuserer kennen.

Sie erzählte mir auch von der Tradition, dass der Bräutigam, am Tag der Vermählung, seine Braut mit dem Herzen finden muss. Dazu stellten sich die Frauen des Dorfes, mit Masken bekleidet, in einer Reihe auf. Der Bräutigam müsse nun seine Geliebte unter all den Masken finden um sie anschließend zum Altar führen zu können.

Sie sagte mir auch, dass ihr Vater ihrer Mutter bzw. deren Vater noch am selben Tag, den Antragstellte, als er sie, Ade´s Mutter, das erste Mal bewusst erblickte.
Ich überlegte kurz. Laut unserer Familiensaga, trafen sich die Eltern aufgrund einer Zeitungsannonce. Die Heirat geschah wohl eher aus den pragmatischen Erwägungen zweier alleinerziehender Eltern im mittleren Alter und war kein Produkt der großen Liebe. Als Kitt zwischen den beiden Familienteilen und mit dem Auftrag, des Ausgleichs, der Harmonie und der Versöhnung, wurde ein Kind gezeugt, das später der Mann wurde, der ich nun war.

Traumsequenz3 Winter2014/2015:

Jedes Mal wenn wir uns berührten, war es als würden mich unglaubliche Energien erfüllen, als würde ein Blitz vom Scheitel direkt ins Rückgrat fahren. Auch körperlich fühlte ich mich wie ein pubertierender Bub der seine Geliebte, aus Scham und Angst vor einer plötzlichen Pollution, am liebsten von sich stoßen will, aber letztendlich doch der Gravitation des Herzens erliegt. Ich liebte sie,

ihre friedvolle Art, ihre innere Ruhe und auch ihre Ernsthaftigkeit. Ich liebte uns. Und ich glaube, sie liebte uns auch. Unsere freie, chaotische leicht verrückte Art. Und unsere Herzen fand in uns Geborgenheit.
Sie sagte mir, dass GOD für Sie das Wichtigste ist, denn dahin führt Sie ihr Herz.

Sie war ganz und gar bei GOD, folgte, wurde erhoben und war im Fluss des göttlichen Spirits. Don-Ebko, das Kind, liebte das.
Ihre (christlich/spirituelle) Energie erinnerte Don-Ebko an seine Raumzeit der inneren Einkehr. Eine erhobene meditative Raumzeit. Eine durch die Ausrichtung auf das friedfertige Nichtsein von der Zeit entbundene Raumzeit des inneren Friedens.
Wir denken, Menschen nutzen verschiedene Worte für dieselben Dinge im Jenseits und gleiche Worte für unterschiedliche Dinge im Diesseits. Wie kann, eine vom friedvollen Herzen ausgerichtete, vom Ich entbundene, Fokussierung in die Unendlichkeit im Kern verschieden sein? Was für eine Rolle spielt dann noch, welcher Konfession man angehört oder welchem Kulturraum man entspringt? Kann es sein, dass wir im Diesseits Probleme mit unseren eigenen Verflechtungen haben und daher wederneutralverstehen noch erklären können?

Ich liebte sie, wahrscheinlich zu sehr? Sie strebte zum Licht und ich -wir- strebten zu ihr. Für sie war der Glaube Gemeinschaft, Wiedererkennen und Sicherheit im Fremden. Ich wollte zur Ruhe kommen und suchte nach Verbindung und Wiedererkennen und Sicherheit im Fremden. Ich ging mit ihr in die Kirche und es hatte mir gefallen. Ich finde es schön, wenn Menschen, sich ihre Vergänglichkeit und Nichtigkeit bewusst, demütig aber mit der Gewissheit und Gelassenheit eines Sich-Geliebt-Wissenden, einfach nur sind.

Doch brachten mich ihre Glaubensgrundsätze auch immer wieder ins Zweifeln.

Sah ich sie ganz? Nahm ich sie ihrer vielfältigen Gesamtheit entsprechend war, oder suchte ich in ihr die Erinnerung an das Bild, das ich von ihr hatte/haben wollte?

Während sie, von der Geschwindigkeit ihres Glaubens getragen und manchmal von mir fortgerissen wurde, geriet ich ins straucheln. Es war das erste Mal, dass ich mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte. Aber wie?

Um mit ihr eine richtige Beziehung führen zu können, musste ich sie heiraten, Brautgabe an die Eltern, dann traditionelles Brautritual, dann kirchlich heiraten und dann? Der Mann hatte kein Geld und die Zukunft war ungewiss.
Die Ausbildung zum Krankenpfleger war auf Dauer, nicht realistisch/nicht zumutbar und schlug uns aufs Gemüt. Wir wollten Menschen helfen, für sie da sein und sie nicht wie Objekte bearbeiten und abarbeiten.
Also suchte ich mir eine neue Arbeit und zog in eine andere Stadt. Wir telefonierten täglich, lang und schrieben uns viele Nachrichten.
Ich glaube durch die fehlende körperliche Nähe, ohne die Mimik und Gestik des Anderen, entfernten wir uns von uns.

Wirklichkeiten trieben auseinander und wir gerieten über Glaubensgrundsätze in Streit.

Ade fand zu ihrem christlichen Glauben im Senegal, einem muslimisch geprägten Land, wo sie studierte.
Und ich?

Traum in Traumsequenz Sommer1988:

Das erste Gespräch über GOD führte ich mit meiner Großmutter. Es war eher ein Streit bei dem ich, damals sechs Jahre alt, am Ende eingeschnappt unter dem Küchentisch saß und wartete bis meine Eltern wiederkamen. Ich wollte meiner Großmutter doch tatsächlich erklären, dass es Gott nicht gibt. Aber warum eigentlich?

Viele Jahre später sprach ich mit Gläubigen und Pfarrern, aber empfand diese Begegnungen immer als seltsam und eher abstoßend. Auf der einen Seite wenig ernsthaft im Leben aber dann auch wieder übertrieben pathetisch, theatralisch und pedantisch, wenn es um Opfer und Sünde und dergleichen ging.

Erst als ich ein Stück des Jakobswegs gegangen war und sah wie ausgelassen Italiener und Spanierund Iren ihren Glauben zelebrierten, ohne Reue und Schuld, fühlte ich mich vom Christentum angezogen. Als ich in Santiago de Compostela angekommen, im Franziskanerkloster übernachtete,erblühte schließlich meine Liebe für das Mysterium Franz von Assisi und Jesus Christus von Nazareth.

Und sonst? Ich bin eher der Typ „Meditations-Shamane“, der seine Energiefelder aktiviert und psychedelische Gebete praktiziert und der Metaphysik zugeneigt ist. Astrophysik und Quanten, RaumundZeit , was fürein Mysterium.
Ich war schon eine Weile in der anderen Stadt und meine depressiven Erschöpfungserscheinungen wurden langsam wieder stärker. Die Ferne, meine Einsamkeit – ich kannte Niemanden und arbeitetetäglich von 13- 21 Uhr- und mein von depressiver Angst und Erschöpfung gereizter Geist war nichtmehrinder Lage besonnenzu reagieren.

Ich fühlte mich von ihren sehr konservativen Vorstellungen provoziert.

Ich fragte sie, wie sie das wohl handhaben würde, wenn wir einmal ein Kind hätten und eines davon homosexuell sein würde.Sätze wie, es darf seine Sexualität nicht leben machten mich wütend.
Doch, ich war dumm, ich glaube meine Sehnsucht nach ihr, meine biologische Uhr, meine Depression und meine unendliche Dummheit hatten die Streitereien provoziert.
Was erwartete ich denn von ihr?

Sie war erst seit einigen Monaten in Deutschland, die Kirche bot ihr Gemeinschaft und Vertrautheit im Fremden und ich überforderte sie mit Entscheidungen, die in einer von mir simulierten Zukunft lagen.
Warum konnte ich nicht ihrer Sanftmut und Liebe vertrauen?

Wir Menschen reden viele Worte, heute so und morgen so. Wir erkennen, staunen und urteilen über die seltsamen Automatismen im Handeln, Denken und Urteilen, die sich bei Jedem von uns im Laufe des Lebens durch Adaption und Unachtsamkeit ansammeln, eher in unserem Gegenüber als in uns selbst.
Dinge wurden gesagt, Entscheidungen wurden getroffen, Urteile wurden gefällt. Aber wie viel(bewusster) Wille steckt in all dem?

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